Dürfen wir vorstellen? Der ‚Book Club‘ im Medienzentrum Eupen!

Kategorie: Lesekreise

Im Rahmen von Die Euregio liest haben sich mehrere offene Lesekreise gebildet, die sich regelmäßig treffen. Sie alle verbindet die Auswahl der zu besprechenden Bücher, die sich aus den sechs Nominierungen beim Euregio-Schüler-Literaturpreis zusammensetzt. Am 06.02. war unsere Praktikantin Michelle Conrads im Medienzentrum der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit dabei und teilt hier ihre Eindrücke…

Am Donnerstagabend kamen im Medienzentrum Eupen deutschsprachige Literaturbegeisterte zu ihrem bereits fünften Treffen zusammen. Zu verdanken ist das nicht zuletzt Dany Lecoq und Françoise Fagnoul, die auf die Veranstaltungsreihe Die Euregio liest und den Euregio-Schüler-Literatupreis aufmerksam geworden sind und dieses Gesprächsformat hier in Eupen ins Leben gerufen haben. Mit dem Book Club wurde ein Begegnungsort geschaffen, an dem man sich über Literatur austauschen und neue Autor*innen und Werke kennen und lieben lernen darf. Während die ersten vier nominierten Bücher bei den vorangegangenen Terminen besprochen wurden, ist die Reihe diesmal an Mariana Lekys Roman Was man von hier aus sehen kann.

Die Sitzung eröffnet mit der Frage: „Wie viele Sterne würdet Ihr dem Roman geben?“ Bei der Sammlung der Antworten wird schnell deutlich, was gute Diskussionen über Literatur und auch literarische Wettbewerbe ausmacht: Jede*r Leser*in bringt einen ganz individuellen Standpunkt ein und die offenen Diskusionsrunden bieten dazu die passende Plattform, um miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auf die Besonderheiten des Romans einzulassen. Während z.B. eine Teilnehmerin nach ihrer Lektüre lediglich einen bis zwei Sterne vergeben würde, sind sich zwei weitere Teilnehmer schnell einig, dass Mariana Leky für ihren Roman klar fünf Sterne und somit die maximale Punktzahl verdient hat. Schnell entwickelt sich daraus eine lebhafte Diskussion, in der Textpassagen gemeinsam beleuchtet werden, leidenschaftlich geworben, argumentiert und das eigene Werturteil überdacht wird. Konkret geht es um die „Message“ des Romans, die literarische Darstellung von verpassten und ergriffenen Chancen, den roten Faden der Handlung oder die Bedeutung der stockenden Telefonverbindung als Sinnbild für die angespannte Vater-Tochter Beziehung. Ein begeisterter Leser sagt in der Runde: „Manchmal gefällt mir ein Buch nicht, weil es zu konstruiert ist, weil die Geschichte nur weiter geht, weil zur richtigen Zeit jemand zur Tür reinkommt und genau das Richtige sagt. Hier war das nicht so. Lekys Roman gleicht einem Schnappschuss, er ist zwar chaotisch, aber das passt.“

Auch bei der persönlichen Favoritenfrage angesichts des aktuellen Nominierungsfeldes gibt es viel Diskussionsstoff: Einige schwören auf Peter Stamms Roman Weit über das Land, andere wiederum bevorzugen Summer von Monica Sabolo. Auch dazwischen sind alle „Sternenkonstellationen“ vertreten und die Einschätzungen wie bei Mariana Leky besonders eines: vielfältig. Neben dem erzählerischen Stil wird immer wieder die womöglich unterschiedliche Erwartungshaltung zwischen Erwachsenen und Jugendlichen thematisiert; ein wesentlicher Gesichtspunkt beim Euregio-Schüler-Literaturpreis – schließlich bilden hier am Ende Schüler*innen die Preisjury. Die Mitglieder im Eupener Book Club werden in jedem Fall alle ausgewählten Bücher lesen und erwarten mit Spannung die Entscheidung.

Die Zukunft des Book Clubs im Medienzentrum Eupen hängt entscheidend von den Wünschen der Teilnehmer*innen ab. Sind Sie interessiert? Dann wenden Sie sich gerne per E-Mail an Françoise Fagnoul (francoise.fagnoul@dgov.be). Die Teilnahme ist kostenlos, eine kurze Anmeldung vereinfacht die Organisation. Neueinsteiger*innen sind herzlich willkommen!