Marcel
J.M. Meulenhoff 1999
Marcel
Fayard 2003
Marcel
Suhrkamp 2001
Wenn die Lehrerin in die Dorfschneiderei kommt, um sich von der Großmutter „was Neues“ nähen zu lassen, sitzt deren Enkel im Stoffballenversteck und sieht gebannt zu.
Es wäre sterbenslangweilig auf dieser Welt, gäbe es die Anproben nicht? und nicht die Geburtstage und Besuche der Verwandtschaft, bei denen mit Leidenschaft Nachbarn, Müllers Kuh, Kartoffelernte und Familienmitglieder durchgenommen werden. Oder, nach drei Gläschen, Marcel. Marcel, der nie heimgekehrt ist nach Flandern in seiner schwarzen Uniform und im Silberrahmenfoto einmal die Woche sorgfältig abgestaubt wird, ruiniert die Feststimmung gründlich.
Schnellwerden Rechnungen aufgemacht, wer wen damals „an die Deutschen verkauft“ hat und „deswegen heute Mercedes fährt“ ... (Klappentext)
Der flämische Kunsthistoriker, Schriftsteller und Journalist Erwin Mortier wurde 1965 im belgischen Nevele geboren und lebt heute in Gent, wo er zwei Jahre zum Stadtschreiber berufen war.
Mortier, der einen Abschluss in der psychiatrischen Pflege hat, arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dr. Guislain Museum auf dem Gebiet der Geschichte der Psychiatrie. Er lebt zusammen mit dem Radio- und Fernsehmacher Lieven Vandenhaute.
Für sein Romandebüt Marcel (1999; dt. Marcel, 2001), einer Kollaborationsgeschichte in Flandern der Nachkriegszeit, erhielt er mehrere Preise. Es folgten Mijn tweede huid (2000; dt. Meine zweite Haut, 2004), Sluitertijd (2002; dt. Belichtungszeiten, 2007) und weitere Romane und Gedichte. Zuletzt erschien De spiegelingen (2014). Außerdem schrieb Mortier als Kolumnist für verschiedene Tageszeitungen wie De Morgen.